Schritt 3 – Mit dem Becken schaukeln

Die Art, wie wir uns selbst befriedigen, haben wir uns antrainiert und über die tollen Gefühle und Erfahrungen, die wir damit verbinden, immer mehr gefestigt. Es gibt ganz unterschiedliche Techniken, wie sich Männer befriedigen. Die häufigste ist, dass sie ihren Penis mit der Bewegung der Hand, ganz oder mit Daumen, Zeige- und Mittelfinger zum Ring geformt stimulieren. Meist konzentriert sich das kontinuierliche Auf-und-Ab auf Eichel und Eichelkranz. Mit der sexuellen Erregung steigert die Mehrheit das Tempo und den Druck, den sie dabei mit der Hand auf den Penis ausüben. Gleichzeitig steigt die Muskelspannung im Beckenboden und im ganzen Körper, womit auch eine Einschränkung des Atems einher geht, wie du das in Schritt 2 bereits gelernt hast. Die Bewegung ist meist klein, schnell und automatisiert. Das bedeutet, dass du wahrscheinlich wenig Aufmerksamkeit dafür brauchst, wie du dich stimulierst. Weniger als dass die Wahrnehmung im Geschlecht und bei der eigenen Lust ist, wird häufig stattdessen auf den begleitenden Porno oder die sexuelle Fantasie geachtet, die das Ritual bei der Mehrheit der Männer begleiten. Was in der Selbstbefriedigung als Technik über Jahre gut funktioniert, zeigt in der Paarsexualität seine Grenzen. Richtet sich die Aufmerksamkeit auf die sexuellen Reize – sei es die Fantasie oder auch die Betrachtung des Körpers der Partnerin/des Partners – werden Empfindungen im eigenen Körper weniger wahrgenommen und auch die Interaktion mit dem Gegenüber ist dadurch eingeschränkt. Auch bleibt bei automatisierter Stimulation mehr Kapazität für störende Gedanken wie «Ich darf nicht zu früh kommen». Entscheidend für die Paarsexualität ist deshalb, dass die Aufmerksamkeit in den Körper wandern kann und der Penis bewusst, aktiv und vielseitig in Bewegung kommt. Dazu brauchen wir das Becken.

Der Penis besteht aus drei Schwellkörpern, die nicht nur ausserhalb des Körpers sind, sondern in diesen hinein reichen. Die Schwellkörper sind von den Beckenbodenmuskeln umgeben, welche den Penis im Becken verankern, wie du das auf diesen zwei Bildern siehst:

Darstellung der Penis- und Beckenbodenanatomie

Bewegst du dein Becken in der Selbstbefriedigung und Paarsexualität, ist es kaum möglich anhaltend in der Spannung zu bleiben. Auch werden bei Bewegung Muskulatur und Geschlecht besser durchblutet, wodurch du mehr wahrnehmen kannst und den Akt als weniger anstrengend und genussvoller erlebst. Entscheidend dabei ist aber, dass du das Becken nicht als Ganzes vor und zurück schiebst, sondern dass du in eine runde Bewegung des Beckens kommst – die Beckenschaukel. Durch das vor und zurück schaukeln bewegt sich dein Penis in deiner Partnerin/deinem Partner und so macht es auch Sinn, dass du bei der Selbstbefriedigung deinen Penis mit dem Becken in deine Hand bewegst und nicht die Hand am Penis reibst. Versuche die Bewegung, die du beim Geschlechtsverkehr machst, einmal nachzumachen. Schiebst du das Becken beim Penetrieren vor und zurück oder spürst du bereits ein Schaukeln? Du wirst die Beckenschaukel nun genauer kennenlernen und in verschiedenen Positionen üben.

Übung

Ohne sexuelle Erregung

Darstellung des Beckens

Setze dich aufrecht auf einen Stuhl. Wenn dieser hart ist, spürst du leichter, was mit deinem Becken passiert. Sitze mit möglichst geradem Rücken, der Kopf ist in der Verlängerung der Wirbelsäule, die Beine parallel, Knie und Füsse im rechten Winkel nebeneinander aufgestellt. Schaukle nun mit dem Becken vor und zurück.

Schaukelst du mit dem Becken über die Sitzbeinhöcker nach hinten, senkt sich dein Schambein Richtung Füsse. Der Bauch wölbt sich nach vorne. Du kommst ins Hohlkreuz, die Schultern gehen leicht zurück. Der Kopf bleibt aufrecht. Schaukelst du mit deinem Becken über die Sitzbeinhöcker nach vorne, dann gehe über die neutrale Position hinaus, bis sich dein unterer Rücken mit deiner Lendenwirbelsäule nach aussen in die Rundung wölbt. Die Schultern schaukeln dabei auch etwas nach vorne, den Kopf kannst du locker lassen. Wiederhole die Bewegungen für 2-3 Minuten. Achte darauf, welche Muskeln du für diese Bewegung wie brauchst, ob du irgendwo Spannung hast im Becken, Po oder Bauch und wenn ja, versuche diese zu lösen. Die Bewegung sollte fliessen können. Wie bewegt sich dein Penis bei der Beckenschaukel?

Video Beckenschauckel Sizend

Wiederhole die Übung danach in unterschiedlichen Positionen:

In der Rückenlage ist es einfacher die Bewegung anhand des Kontaktes deines unteren Rückens mit der Auflage zu spüren. Versuche die Bewegung danach auch im Knien, im Stehen – hier ist es wichtig, dass du deine Beine nicht durchstreckst sondern in einem aktiven Stand bleibst –  und schliesslich in der Missionarsstellung. Letztere ist besonders schwierig, da sie rein durch die Position des Körpers über die Muskulatur gehalten werden muss. Probiere es einfach aus und konzentriere dich auf dein Becken. Du kannst dir beim Üben ohne sexuelle Erregung auch schon vorstellen, wie sich das mit einer Erektion anfühlt.

Beckenschaukel nach hinten © Sztenc, Klappt’s, Hirzel 2018
Beckenschaukel nach vorne © Sztenc, Klappt’s, Hirzel 2018

Mit sexueller Erregung

Stimuliere dich selber, beobachte wie dein Atem fliesst, wo du Spannung im Körper wahrnimmst. Es geht nur um die Wahrnehmung, du musst nichts daran verändern. Stimuliere dich erst so, wie du dir das in der Selbstbefriedigung gewohnt bist. Wenn du das Gefühl hast, dass deine Erektion aufgebaut und deine sexuelle Erregung etwas gestiegen ist, dann beginne mit der Beckenschaukel deinen Penis aktiv in die Hand zu stossen. Umschliesse dabei deinen Penis mit der ganzen Handfläche und nicht nur mit einzelnen Fingern. Es kann hilfreich sein, wenn du dazu ein geeignetes Öl oder Gleitgel verwendest. So ist der Kontakt angenehmer und es fühlt sich noch ähnlicher an wie beim Geschlechtsverkehr. Schaue zu, wie sich dein Penis in die Hand bewegt und beobachte, wie sich die Bewegung für dich, für deinen sexuellen Genuss und dein Bild von dir als aktiv eindringenden Mann anfühlt. Sollte deine sexuelle Erregung zu stark sinken, wenn du die Erektion oder die Lust an der Selbstbefriedigung verlierst, dann kehre zurück zu deiner bewährten Technik bis du Erregung und Erektion wieder aufgebaut hast. Probiere auch mit der sexuellen Erregung die unterschiedlichen Positionen aus.

Mit der Schaukelbewegung des Beckens geht ein Wechsel von An- und Entspannung der Muskeln einher – sonst wäre die Bewegung gar nicht möglich. Dadurch wird sich deine sexuelle Erregung weniger rasch steigern, als du es von der Selbstbefriedigung gewohnt bist und weil die Bewegung in die Hand wahrscheinlich eine neue Erfahrung für dich ist, kann es sein, dass du mit dieser nicht zum Höhepunkt kommen kannst. Es ist völlig in Ordnung, wenn du zum Ende der Übung in der letzten Phase deiner sexuellen Erregung und zum Erreichen des Orgasmus vorerst noch auf deine bewährte Technik zurück greifst. Mit den Übungen wirst du nach und nach deine sexuelle Erregung anders wahrnehmen lernen und es wird mit jeder Wiederholung einfacher und eher möglich, mit den neuen Techniken zum Orgasmus zu kommen.